Ein kommunales Klärwerk macht sich unabhängig von fossilen Ressourcen – und kann vielleicht schon bald Bewohner:innen mit erneuerbarer Wärme versorgen. Werden andere Kommunen folgen? Die speziell entwickelte Technologie ist jedenfalls genau darauf ausgelegt.
von Anna Flora Schade
Dieser Beitrag ist für den Fast Forward Science Award 2025 eingereicht. #FFS #SonderpreisEnergie
In dem idyllischen Städtchen Haßfurt leben fast 14.000 Menschen. Sie alle duschen, waschen und gehen hin und wieder auf Toilette. Es entsteht sehr viel Abwasser...
Das Abwasser landet irgendwann in diesem Klärwerk. Es handelt sich um ein Klärwerk der Größe 4a. In Deutschland gibt es über tausend kommunale Anlagen dieser Größenklasse.
Hier wird das Abwasser gereinigt und aufbereitet. Hier wird das Abwasser gereinigt und aufbereitet. Dabei entsteht - neben sauberem Wasser - Klärschlamm.
Klärschlamm ist ein Rückstand aus der Abwasserreinigung. Er entsteht in Kläranlagen während der mechanischen und biologischen Reinigungsprozesse und besteht aus Wasser, organischem Material und Mineralien. Da Klärschlamm auch Schadstoffe enthalten kann, ist die Verbrennung inzwischen die bevorzugte Entsorgungsvariante. Dafür wird Klärschlamm erst verfault und dann getrocknet. In beiden Prozessen entsteht Energie, die genutzt werden kann. Getrockneter kommunaler Klärschlamm hat einen Energiegehalt von bis zu 12 MJ/kg.
In Haßfurt fallen jedes Jahr
Trockenmasse Klärschlamm an. In ganz Deutschland sind es
(Quelle: Statistisches Bundesamt)
Matthias Langguth möchte eine andere Lösung. Er ist der Chef des Klärwerks und will den Klärschlamm gleich vor Ort sinnvoll nutzen. Dafür hat er sich Unterstützung geholt und ein Forschungsprojekt initiiert.
In diesem Container befindet sich eine kompakte Anlage, die Ingenieurwissenschaftler Dr. Matthias Schnell mit seinem Team von der RWTH Aachen für die Verbrennung von Klärschlamm weiterentwickelt hat:
Er nutzt die Technologie der Wirbelfeuerung.
Die erzeugte Wärme wird direkt wieder eingesetzt, beheizt den Faulturm oder trocknet den nächsten Klärschlamm – ein perfekter Kreislauf.
VORTEILE | Klärschlamm kann vor Ort verwertet werden |
| Wärme kann vor Ort genutzt werden |
| Fossiles Erdgas wird eingespart |
| Transportkosten zu großen Verbrennungsanlagen fallen weg |
| Anlage kann überall installiert werden |
| Wärmeversorgung funktioniert dezentral |
| Überschüssige Wärme kann ins Wärmenetz eingespeist werden |
Erdgas können so in einer Betriebsstunde eingespart werden. Läuft die Anlage dauerhaft, betragen die Einsparungen bis zu 75.000 Kubikmeter Erdgas im Jahr. Perspektivisch kann überschüssige Wärme sogar an das kommunale Wärmenetz abgegeben werden. Haßfurts Bürgermeister ist überzeugt:
Mit dieser Pilotanlage setzen wir einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiger Abfallbewirtschaftung und Ressourcenschonung
Günther Werner (Bürgermeister)
Die Vision ist klar: Die Abwasserreinigung in Haßfurt macht sich unabhängig von fossiler Wärme.
Werden andere folgen? Die Expert:innen von Haßfurt stehen jedenfalls für Nachfragen bereit.
Die Pilotanlage wird im Rahmen des Forschungsprojektes VerKlär² aus dem Förderbereich "Energetische Nutzung biogener Rest- und Abfallstoffe" des 8. Energieforschungsprogramms der Bundesregierung Deutschland errichtet. Projektpartner sind:
Begleitet wird das Projekt von: